Kohle ?

Zur Idee:

„KOHLE ?“ ist eine interaktive Klanginstallation für maximal vier Hände in der Lohnhalle auf Zeche Zollern in Dortmund-Bövinghausen. Inhaltlich befragt diese Arbeit das Thema „KOHLE“ durchaus in seiner Doppeldeutigkeit. Zum einen nehme ich Bezug auf die Steinkohle, das ehemals „schwarze Gold“, dessen Vorkommen im ausgehenden 19. Jh. zur Gründung der Zeche Zollern durch die Gelsenkirchener Bergwerks AG führte. Zum anderen geht es um das Thema „KOHLE“ in seiner umgangssprachlichen Bedeutung für Geld. Ein weiterer Verweis auf den Ort: befinden wir uns schließlich hier in der ehemaligen Lohnhalle, denn hier ging es ehedem alle zehn Tage um das Geld in der Lohntüte.

Zur Installation:

In der Lohnhalle werden zwei Tische aufgebaut sein, vor denen jeweils ein Stuhl steht, auf denen die Spieler/Performer Platz nehmen. Vor jedem Spieler/Performer liegt jeweils eine Schiefertafel auf dem Tisch, ein paar kleinere Stücke Steinkohle, Geldstücke und Stahlstifte. Mit diesem Instrumentarium können die Spieler/Performer auf der Steintafel „spielen“. Die Schieferplatten sind mit Kontaktmikrophonen präpariert, so daß die sich entwickelnden perkussiven Dialoge verstärkt werden und gleichzeitig eine Interaktion mit einer im Studio vorproduzierten Klangkomposition erzeugen: Jeweils der erste akustische Impuls auf einer der Schiefertafeln löst über ein elektronisches Umschaltgerät, einen der CD-Player aus, der über weitere Impulse auch wieder gestoppt werden kann und dann wieder neu ausgelöst werden kann. Diese offene Struktur – zwei Spieler/zwei CD-Player – lässt zu jedem Moment des Spiels neue Klangkonfigurationen zu.

Die hier ausgewählten Materialien: Steinkohle, Geldstücke, Stahlstifte, Steintafel haben jeweils einen eigenen haptischen Reiz, der in der spielerischen Anwendung sogleich akustische Reize in der Interaktion evoziert und einen nonverbalen Dialog mit dem Mitspieler ermöglicht. Die zurückbleibenden Kratzspuren auf den Steintafeln manifestieren diese Kommunikation. Beiden Spielern steht eine schwarze Augenbinde zur Verfügung, denn dieses Spiel entfaltet sich nicht in erster Linie visuell, sondern über den Tastsinn und den Hörsinn. Entsprechend ist das Setting der Installation nur gering beleuchtet: jeweils eine Lichtquelle beleuchtet die Schiefertafeln.

Zur Klangkomposition:

In der im Studio vorproduzierten collageartigen Klangkomposition werde ich ebenfalls Bezug auf die oben beschriebenen Bedeutungsebenen nehmen:

  1. historisches Material zum Ort;
  2. raumakustische Aufnahmen aus der Lohnhalle;
  3. Geldgeräusche;
  4. Interviewfragmente mit blinden und sehenden Jugendlichen, denen ich die Frage „wie wichtig ist „Kohle“ für dich ? stellen möchte.

In der live-Situation fließen diese verschieden akustischen Ebenen zusammen: das vierhändige Spiel auf den Schieferplatten und die Klangkomposition. So manifestieren die Kratzspuren auf dem Stein nicht nur den Akt der Performance, sondern gleichzeitig kratzen sie im übertragenden Sinne unterschiedliche historische Zeitspuren und Bedeutungsebenen an bzw. auf: Kohle damals – Kohle heute.

Kohle ?

Rilo Chmielorz