zwei „nach-denkwürdige“ Ausstellungen in Köln:

Dezember 27, 2011 by Rilo
Filed under: Allgemein 

DENKEN, die diesjährige Museums-Installation im Kolumba-Museum und

KÖLLE ALAAF UNTERM HAKENKREUZ im NS-Dokumentationszentrum.

 

Erstere Museums-Installation erinnert mich an das Wittgenstein-Zitat: „Wovon man nicht reden kann, darüber sollte man schweigen“. DENKEN erschliesst sich dem Besucher hier non-verbal: ein Heer von 45 alten Schreibmaschinen, die sich längst in Schieflage befinden, schweigen den Betrachter an und stellen doch tausend Fragen: wieviele Gedanken wurden auf diesen Maschinen festgehalten ? Wieviele Gedanken aber konnten nicht (mehr) aufgeschrieben werden ?

Der Zeichenstift ist die verlängerte Hand des Gedankens – Denken als performative Handlung – ein Punkt, eine Kurve, drei Striche – jedesmal nimmt der „zeichnerische Gedanke“ eine neue Wendung, sucht, versucht sich zu manifestieren, selbst das „Durchstreichen“ entkommt der Gedanken-Handlung nicht.

Dazwischen das Denken im Gebet –  in der Andacht  – (etymologisch betrachtet), denken wir (an) etwas – ein Hausaltärchen oder das Blockbuch „Ars Memorandi notabilis“ beide aus dem 15 Jh. Die Gedanken sind frei, aber nur, wenn wir bereit sind, uns zu erinnern.

http://www.kolumba.de/

 

KÖLLE ALAAF UNTER DEM HAKENKREUZ erinnert mich an den Philosophen Louis Althusser, der in seinen Schriften aufzeigt, dass es in einer Gesellschaft keine ideologiefreien Räume gibt. So zeigt die Ausstellung, dass die NS-Ideologie selbst vor der volkstümlichen Kunst des Karnevals nicht Halt gemacht hat und gerade das Volkstümliche („wir sind alle eine grosse Volksgemeinschaft“) gnadenlos instrumentalisierte. Der Wunsch des Volkes sich „zwanglos“ zu unterhalten ebnete den Nationalsozialisten den Weg dafür. Die wenigen Bühnen-Künstler, die ihren freien, kritischen Gedanken treu blieben, riskierten die Konfrontation mit der Gestapo. Die jüdischen Karnevals-Künstler erhielten Berufsverbot. Rührend zu sehen, dass die nach Los Angeles emigrierten Juden an der West-Coast den Kölschen Karneval weiterleben liessen.

Eine akribische Dokumentation, die sehr umfassend endlich mit einem (typisch kölschen) Mythos aufräumt, der Kölsche Karneval sei während des Dritten Reiches unabhängig gewesen.

http://www.nsdok.de/

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