Das Ende des Normativen – Neo Hülcker subversive Musik-Performances

Juli 29, 2021 by Rilo · Leave a Comment
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Musik ist für den performativen Komponisten Neo Hülcker anthropologische Untersuchung in alltäglichen Lebenslagen. Hier gibt es keine unverrückbaren Zuschreibungen und Grenzen, alles ist in Bewegung und bei ihm per se queer.

Bei den Solo-Stücken richtet Neo Hülcker den anthropologischen Blick auf sich selbst – nicht ohne Selbstironie und tiefen Humor. Dann wird es grotesk-queer-subversiv und Sparringspartner Archi, ein ausgestopfter Hund, läutet via telepathischer Kommunikation das Ende des Normativen ein.

Alles kann Musik sein

Musik kann alles sein: das Aufzeichnen des täglichen Datums, die Veränderungen im eigenen Stimmbruch, wenn man gerade auf Testosteron ist, genauso wie die Geräusche von „Unboxing“ in einem online-Musiktheater mit Teleshopping oder ASMR-Sounds. Mit seiner kompromisslosen ästhetischen Offenheit richtet Neo Hülcker stets den Blick und das Ohr auf sein musikalisch-soziales Gegenüber. Alles ist ihm willkommen, denn er versucht bei allem seine Erfahrungen zu thematisieren. Alltägliches, selbst wenn es peinlich oder banal ist, wird zum musikalischen Ereignis.

Rilo Chmielorz hat den Künstler begleitet: in performativen, musikalischen Lebenslagen wie (u.a.) Ear Action, Tage, Dress Up und ins Musikgeschäft mit Teleshopping.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/neo-huelckers-subversive-musik-performances-das-ende-des.3819.de.html?dram:article_id=499102


Kummer. Kunst. Karl-Marx-Stadt.

Mai 12, 2019 by Rilo · Leave a Comment
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SWR2 Feature am Sonntag

Kummer. Kunst. Karl-Marx-Stadt

Eine Porträt-Collage | Von Rilo Chmielorz

(Produktion: SWR/DLF)

Ursendung am 12.5.2019 um 14.05h

Jan Kummer war immer schon Künstler und immer schon Autodidakt.

Im real existierenden Sozialismus war er mit seiner Band AG-Geige

als dadaistische Kabarett-Performance-Truppe unterwegs und spielte

einen sehr speziellen Elektro-Pop. Ihr Status: „Volkskunst-Kollektiv“.

Nach der Wende blieb Kummer Autodidakt. Diesmal in Sachen Kapitalismus.

Nun malt und collagiert er seit 20 Jahren hinter Glas. Szenen, die an den

nicht mehr real existierenden Sozialismus erinnern, aber auch an amerikanische

Underground-Comics: Dada-Ironie á la Karl-Marx-Stadt? Fragen wir Kummer.

Kummer weiß es. Bestimmt.


do not listen with half an ear

Mai 12, 2019 by Rilo · Leave a Comment
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Unbekannt.jpg

ohrenhoch – der Geräuschladen

Weichselstr. 49

12045 Berlin

Zu hören am Sonntag 5., 12., 19., 26. Mai 2019, 14:00 – 21:00 Uhr:

do not listen with half an ear

some listening exercises

von Rilo Chmielorz, Berlin
und Anna Homler, Los Angeles

Kurator, Lautsprecherinstallation: Knut Remond

(2019, Uraufführung)

„Mit halbem Ohr (zu)hören“ – was für ein schönes Paradox! Ein halbes Ohr gibt es nicht. Es gibt ein Ohr und es gibt zwei Ohren. Gemeint ist mit diesem sprachlichen Paradox ein unkonzentriertes Hören. Ein unkonzentriertes Hören ist kein Soundaktivismus. Die OHRENHOCH-KIDS sagen zu recht: „HÖREN IST ARBEIT“. 

Daraus ist die Idee entstanden mehrere Miniaturen zu kreieren als eine Art „Hör-Übung“  mit dem Titel:

DO NOT LISTEN WITH HALF AN EAR

Eine ironisch, lakonische Lektion, in der neben Feedbacks und Parasiten aus meiner akustischen Schatzkiste auch analoge Soundquellen im Fokus stehen, aus einer Zeit als die Reproduzierbarkeit von Ton eine neue technische Errungenschaft war – wie z.B. das Transistor-Radio, das einfach die Radiowellen, die überall um uns herumschwirren, einfängt, und ein Grammophon.

Letzteres spielt tatsächlich nur Mono – sozusagen „mit halbem Ohr“ (?).

„HÖREN IST ARBEIT“ – wir sollten es üben. Gerade in Zeiten von medialer Überflutung und diskursiver Erosion sollten unsere Ohren akustisch gereinigt  und das Trommelfell massiert werden. Das erledigen vor allen Dingen die Parasiten und Feedbacks ganz vortrefflich.

Dann habe ich die ersten Klangstücke nach Los Angeles verschickt. Anna Homler hat darauf reagiert:

Spielzeug und Stimme kamen aus L.A. und Anna schrieb:

„In diesem Projekt, in dem es um „sonic exchange“  (Klang-Austausch) geht, habe ich versucht mich mit Rilo´s Klängen zu unterhalten. Ihre Soundscapes waren sehr besonders und ich wollte mit sehr spezifischen Klängen antworten – Klängen, die sich manchmal komplementär verhalten oder einen Kontrast setzen. Diese Klang-Welt ist für mich sehr einladend und ich hoffe, dass es anderen Ohren auch so geht.“

Und ich frage mich immer noch, ob Anna uns da nicht auch in einer fremden – indigen anmutenden – Sprache das Märchen vom Hasen erzählt, der sich weigerte seine Ohren zu spitzen ….

Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Der Prozess geht weiter – genauso wie Soundaktivismus. Ein ewiger Loop auf Ohrenhöhe.

(Text: Rilo Chmielorz)

Dank an die Ohrenhoch-Kids Benjamin und Aila!


kinoKlang Wie klingt Kino? Der Raum, das Publikum, der Film?

März 12, 2019 by Rilo · Leave a Comment
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https://dokublog.de/a/kinoklang

optophoneten

Im Reich der Optophoneten

Von Rilo Chmielorz

Ein akustisches Märchen über Störenfriede aus der Welt des Filmtons. Das hier vorgestellte Stück beleuchtet das potentielle akustische Eigenleben eines Zelluoid-Lichtton-Streifens. Kompositorische Klammer bilden die Geräusche eines historischen Filmvorführgerätes, das den Hörer entführt in einen Hörfilm, in dem sich verkratzte Tonspuren in feine abstrakte Klangteppiche verwandeln können, musikalische Fragmente ebenso auftauchen wie das ein oder andere elektronisch verbrämte Filmzitat, das  von Ferne herein weht.  Die „Optophoneten“ treten als kleine, witzige – akustisch-parasitäre – Störenfriede auf, die wie Kobolde aus einem (Film)märchen den Hörer in einen eigenen Kosmos entführen.


69. Berlinale 2019/Forum AFRICAN MIRROR Ein Film von Mischa Hedinger

Februar 13, 2019 by Rilo · Leave a Comment
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69. Berlinale 2019/Forum

AFRICAN MIRROR

Ein Film von Mischa Hedinger

Ein kluger Titel. Ein kluger Film. Sechs Jahre lang tauchte der schweizer Filmemacher Mischa Hedinger in das Archiv von René Gardi. René Gardi war seit Anfang der 50iger Jahre ein Afrika-Reisender gewesen. Von seinen Expeditionen brachte er Fotos, Filme und Tagebuchaufzeichnungen mit und tingelte damit durch die Schweiz. Er hielt Dia-Vorträge und bestückte Fernsehsendungen über „seine schönen Wilden in seinem Arkadien“. So prägte er ein Bild von Afrika nicht nur für Generationen von Eidgenossen. 

Mischa Hedinger (Buch, Regie, Schnitt) hat für diesen Film keine einzige Szene selbst gedreht und verzichtet (Gott sei Dank!) auf eine Stimme aus dem OFF. Er läßt Gardi´s Dokumente für sich sprechen und kreiert damit seinen „AFRICAN MIRROR“. Der Film ist so geschickt (de)montiert, dass der Spiegel in tausend Stücke zu zerbrechen scheint und uns in ein künstlerisches Spiegelkabinett entführt, in dem wir uns ständig selbst spiegeln und uns heftig den Kopf stoßen. 

Koloniale Strukturen bestimmen immer noch das Weltgeschehen. Das koloniale Erbe ist ein gewaltiges Dilemma, das wir nie mehr los werden. Wir müssen damit leben. Jeden Tag aufs Neue. Der Film ist nach 84 Minuten zu Ende, aber die Bilder und mein Spiegel hören nicht auf zu blitzen.

https://www.africanmirror.ch


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