komponieren auf Augenhöhe

April 2, 2015 by Rilo · Leave a Comment
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the drones – so lautet der Titel der Komposition von Laurie Schwartz, ein Stück für Cello und Sprach-Samples, das sie 2015 für die Cellistin Ulrike Brand geschrieben hat. Uraufgeführt haben sie das Stück beide zusammen gewissermaßen als Dialog auf Augenhöhe am 17. Februar in der Reihe „Unerhörte Musik“ im BKA in Berlin-Kreuzberg.

Im Vorfeld hatte Laurie Gespräche mit Ulrike aufgezeichnet über die Musik, das Leben und das Cello. Daraus hat Laurie eine Vielzahl kurzer Samples editiert. Die Partitur für Cello ist strukturell ebenfalls wie „gesamplet“ – jeweils kürzere Phrasen. Beide Akteurinnen haben die freie Wahl sich zu entscheiden, was gespielt bzw. an Samples zu gespielt wird. So ergibt sich ein feinsinniger Dialog aus dem musikalischen Material, gleichwohl er durch Zufall bestimmt ist. Ein Stück ästhetischer Indifferenz vom feinsten, der uns im Hintergrund („the drones“) einen wunderbaren Meta-Diskurs über Musik als Seinszustand bietet, während das Cello uns trägt. Über gute sechs Minuten wurden wir Zeuge einer großen musikalischen Intimität.


jakarta jam, Feature von Rilo Chmielorz

April 20, 2014 by Rilo · Leave a Comment
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SWR2 Feature am Feiertag

Sendung am Montag, 21.4. | 15.05 Uhr | SWR2

Indonesiens Hauptstadt Jakarta ist die Boomtown par excellence in Südostasien: Wolkenkratzer schiessen wie überdimensionierte Pilze aus dem Boden; ein Drittel des Wirtschaftswachstums wird hier erarbeitet und die Durchschnittsgehälter sind etwa viermal so hoch wie im Rest des Landes. Wirtschaftliche und soziale Beschleunigung könnten kaum schneller sein. Und dennoch scheint es so, als würde sich diese rasante Beschleunigung hier selbst in den Stillstand versetzen. Die Mega-City droht an ihrem „traffic-jam“ zu ersticken: für 2014 ist bereits der totale Kollaps hoch gerechnet. 30 Millionen Menschen im Grossraum Jakarta fahren täglich 40 Millionen mal von A nach B und wieder zurück. Das bedeutet täglich zwischen vier und sechs Stunden im Auto, auf dem Moped oder im Bus, Jakartas einzigem öffentlichen Verkehrsmittel. Der Verkehr zieht sich wie ein zäher Lindwurm in Zeitlupe von Norden nach Süden und von Osten nach Westen.

 

totenkopf

tiger

 

palaver

vermummt

 


„Es drängt sich alles zur Landschaft …“

April 6, 2014 by Rilo · Leave a Comment
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Eine Mammutschau im Museum für bildende Kunst in Leipzig (noch bis zum 22.6.2014): Kleine Landschaften, mittlere Landschaftsformate und Riesenschinken. Allein die Masse macht es nicht: haftet doch der Mehrzahl dieser wuchtigen „Landschafts-Stilleben“ hinter fingerdickem Firnis etwas kaltes Artifizielles an. Es könnten Vorlagen für historische Bühnenprospekte sein, die durch Lichteffekte möglicherweise auf der Bühne dann doch zu einem Minimum an Tiefe gereichen. Die dargestellten Menschen wirken wie aufgesetzte Playmobil-Männchen. Ich empfinde diese Show als körperlos-protestantisch.

Das anschließende Konzert in der altehrwürdigen (protestantischen)Thomas-Kirche verstärkt die Empfindung: mit großer Präzision singt der Chor die Motetten, aber ich bleibe unberührt, allein zurück: auch die Musik spielt sich wie hinter fingerdicker Firnis ab. Bin vielleicht selbst nur Playmobil-Figur. Plötzlich verspüre ich Heimweh nach rheinischem Katholizismus.

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Putin´s Spiele (Putin´s Games)

Januar 23, 2014 by Rilo · Leave a Comment
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Filmtipp:

Putin´s Spiele (Putin´s Games)

von Alexander Gentelev

auf ARTE am 28.1.2014 um 20.15

auf MDR am 2.2.2014 um 22.20h

Putin hat als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2014 den einzigen Ort in ganz Russland ausgewählt, an dem selbst im Winter milde Temperaturen herrschen. In Sotschi schneit es nie. Ein melagomanes Unternehmen unter subtropischer Sonne. Gentelev zeigt in einer subtilen, eindringlichen Filmsprache  ein fast Czechow´sches Drama: Olympia steht auf trockengelegtem Sumpf, erbaut mit dem Sumpf der Bestechung. Im Sumpf wird das Drama möglicherweise auch wieder versinken.

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Garten der Lüste – Jardin de las Delicias Fluxus-Oper von Wolf Vostell

November 22, 2012 by Rilo · Leave a Comment
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Am 27. Oktober wurde die Fluxus-Oper „Garten der Lüste“ von Wolf Vostell im Museo Vostell, Malpartida-Caceres, erstmals in voller Länge in Szene gesetzt. Die vier Akte hatten innerhalb des Museumsgelände verschiedene Spielorte innerhalb der Vostellschen Installationen. Die fünf Sängerinnen (A. Jessulat, A. Clementi, M. Laginestra, Rosario Cruz und Delia Agundez) lieferten unter der musikalischen Regie von Jose Iges und der künstlerischen Leitung von Mercedes Vostell-Guardado eine hochspannende Performance. Vostell kommentierte sein Werk „als einen Anti-Garten, als Garten der Schreie der Menschheit“. 1982 hatte Vostell diese Fluxus-Oper als radiophone Komposition für RadioBremen innerhalb des Festivals Musica Nova realisiert. Vostell hätte in diesem Jahr seines 80igsten Geburtstag gefeiert. Nun hat seine Witwe dafür gesorgt, dass dieses Werk, das an Aktualität nichts verloren hat, doch noch einmal aufgeführt wurde. Ein gelungenes Fluxus-Ereignis, das man hoffentlich demnächst noch einmal anderenorts sehen wird.

 


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