ITINERANT INTERLUDES

Juni 22, 2015 by · Leave a Comment
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Laurie Schwartz, amerikanische Komponistin seit vielen Jahren in Berlin lebend, hatte eine wunderbare Idee mit „Itinerant Interludes“ – bildende Kunst und zeitgenössische Musik treten (endlich mal wieder!) in einen Dialog. Mit Unterstützung der Initiative Neue Musik kuratiert sie in lockeren Abständen ausgewählte performative Stücke in ausgewählten Galerien mit exzellenten Musikern.

Am 17. Juni wurden abends gegen 20h die „Wechselstuben“ von Michael Beutler bespielt. Beutler´s Installationen, auch als „Archi-Sculpture“ bekannt, fügen sich hier völlig organisch in die kleine Grünfläche vis-a-vis der Volksbühne, ganz so als hätten diese Wechselstuben immer schon hier gestanden. Von weitem könnte man annehmen, es handele sich um Glasbausteine, aber bei näherem Betrachten erweisen sich die Wechselstuben als fragiles urbanes Mahnmal: Beutler benutzt Eisengitter vom Bau und verklebt diese mit Plastikfolien, weiss übertüncht, am oberen Ende sind diese scheinbar mobilen Wände nur mit Stricken verknotet. Einzig der Boden, ein Podest aus weiss gestrichenen Holzbohlen, ist eine solide Basis. Mehrere eingangsartige Bereiche verjüngen sich und verstellen den Blick – dahinter können wir ein Stück Niemandsland mitten in der Stadt  vermuten. Diese kleinen, vermeintlichen Eingans-Bereiche nutzt der international gefragte Gitarren- und Banjo-Spieler Seth Josel: an diesem Abend spielt er uns „Pete Seeger in Monte Carlo“, eine Komposition von John P. Hastings, die sich in fünf Abschnitte gliedert – so wandert Josel mit seinem Banjo und taucht stets in einer neuen Wechselstube auf. Sein abstraktes Spiel ist absolut konzentriert und erfährt im Laufe des Konzerts eine wunderbare Vermischung mit den Klängen einer Gypsy-Band, die vom Parkplatz neben der Volksbühne herüber wehen, und dann in den Wechselstuben zu verschwinden scheinen.